Information zum Sulfatgehalt
im Frankfurter Trinkwasser

Das Frankfurter Trinkwasser kann bedenkenlos genossen werden und ist auch ohne Einschränkung für die Zubereitung von Speisen und Getränken für Säuglinge und Kleinkinder zu empfehlen. Noch!

Die Belastung der Spree mit Bergbaureststoffen stellt uns vor neue Herausforderungen, denn die Hälfte unseres Trinkwassers gewinnen wir aus Spreewasser und reichern damit das vorhandene Grundwasser an.

Eine steigende Sulfatkonzentration im Rohwasser (Spreewasser) hat jedoch eine steigende Sulfatkonzentration im Reinwasser (Trinkwasser) zur Folge, da Sulfate sich nicht durch einfache Filter, sondern nur durch technologisch sehr aufwendige und teure Verfahren aus dem Wasser entfernen lassen.

Hintergrund

Spreewasser fließt in die Infiltrationsbecken des Wasserwerkes Briesen
Spreewasser fließt in die Infiltrationsbecken des Wasserwerkes Briesen

Die Ursache der Sulfatkonzentration im Frankfurter Trinkwasser ist die Sulfatbelastung der Spree, u. a. durch den nun schon mehr als 100 Jahre andauernden Braunkohleabbau in der Lausitz. Im Lausitzer Braunkohlenrevier werden Sulfat und Eisen aus dem Abraum ausgeschwemmt und gelangen in die Spree.

Dies geschieht sowohl beim aktiven Braunkohletagebau durch die Einleitung von Sümpfungswässern (zur Absenkung des Grundwasserspiegels), als auch mit dem stetigen Grundwasserwiederanstieg im Sanierungsbergbau.Der Eintrag von Sulfat und Eisen in das Grund- und Oberflächenwasser stellt einen langfristigen Prozess dar und wird über mehrere Jahrzehnte in unterschiedlicher Intensität nachwirken.

Bisher ist es uns gelungen, durch die Verdünnung mit unbelastetem Grundwasser den Grenzwert der Trinkwasserverordnung für Sulfat in Höhe von 250 mg/l einzuhalten. Der aktuelle Wert im Trinkwasser liegt bei ca. 180-200 mg/l.

Da aber das Grundwasser nur begrenzt vorhanden ist, kann nicht beliebig viel zur Verdünnung genutzt werden.

Infiltrationspumpwerk an der Spree - hier wird das Spreewasser entnommen
Infiltrationspumpwerk an der Spree
hier wird das Spreewasser entnommen

Seit 2007 werden in der Spree am Wasserwerk Briesen Sulfatkonzentrationen von 200 mg/l gemessen, inzwischen erreichen die Werte bis zu 345 mg/l.

Die klimatischen Bedingungen verschärfen die Situation:
 
Zum einen steigt der Sulfatgehalt der Spree aufgrund fehlenden Niederschlags weiter, da die entsprechende Verdünnung fehlt. Zum anderen ist auch die Grundwasserneubildung in den letzten Jahren nahezu ausgeblieben.

Dies bedeutet für uns, dass wir nicht ausreichend Grundwasser zur Verdünnung heranziehen können, um eine mögliche Versalzung der Brunnen zu vermeiden!

Für die Trinkwassergewinnung benötigen wir nun also mehr Spreewasser, welches zudem noch stärker belastet ist. Weil wir mit einem weiteren Anstieg der Sulfatkonzentration rechnen, müssen nun endlich Vorkehrungen getroffen werden.

Was haben wir bisher getan

Seit 2005 werden die Sulfatkonzentrationen durch das Wasser- und Umweltlabor der Aqua-Kommunal-Service GmbH zusätzlich erfasst. In Folge dessen wurde die Fahrweise des Wasserwerkes angepasst, mehr unbelastetes Grundwasser gefördert und so der
Sulfatgehalt deutlich gesenkt.

In den Jahren 2009 und 2010 haben wir Konzeptionen zum Umgang mit den erhöhten Sulfatkonzentrationen in der Spree erarbeiten lassen. Hierbei wurden sowohl Sulfatminderungskonzepte durch die Erschließung neuer Grundwasservorräte untersucht, als auch sulfatreduzierende Aufbereitungstechnologien betrachtet. Die Umsetzung scheiterte jedoch bisher an der Finanzierung und zu optimistischen Gutachten zur Entwicklung der Sulfatgehalte der Spree.

Funktionsschema Wasserwerk Briesen
Funktionsschema Wasserwerk Briesen
Luftaufnahme Wasserwerk Müllrose
Wasserwerk Müllrose

Zuletzt haben wir eine kurzfristige und effektive Maßnahme auf den Tisch gebracht:

Die Ertüchtigung des Wasserwerkes Müllrose sowie den Bau einer neuen Trinkwasserleitung bis zu unserer bestehenden Fernleitung nach Frankfurt (Oder).

Das dort geförderte Grundwasser könnte in frühestens einem Jahr die entsprechende Menge Spreewasser ablösen und damit zur Senkung des Sulfatgehaltes im Frankfurter Trinkwasser beitragen.

Die FWA setzt bei der Lösung des Problems auf die Zusammenarbeit mit als auch auf die Förderung durch das Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz sowie eine enge Zusammenarbeit mit dem Bergbauunternehmen Vattenfall und dem Bergbausanierer LMBV, um mögliche Kosten für die Kunden der FWA gering zu halten.

Erstere haben ihre Unterstützung bereits zugesagt. Die bundeseigene LMBV lehnt eine finanzielle Beteiligung bisher allerdings ab.